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SPD-Abteilung 12 | Helmholtzplatz

Adolf Döhnert

1880-1952, Zelterstraße 27


Glückwünsche im Vorwärts 10.10.1930

Als Adolf Döhnert aus dem Krieg zurückgekehrte, regierte ein Berufsgenosse die neue Republik. Friedrich Ebert war Sattler, ebenso wie Adolf Döhnert. Die junge Republik eröffnete ihm Karrieremöglichkeiten jenseits seines Ausbildungsberufs. 1921 wurde er in die Bezirksverordnetenversammlung des Prenzlauer Bergs gewählt, arbeitete seit 1926 im Bezirksamt und war seit 1929 Stadtverordneter. Dieses Amt konnte ihn durch Wahlen auch nicht genommen werden – erst mit der Aberkennung der sozialdemokratischen Sitze im Juli 1933 verlor er es.

Begonnen hatte das Leben für Adolf Döhlert als Kind der Arbeiterklasse. Er wurde am 28.3.1880 in Hamburg als Sohn eines Schmiedes geboren. Er selbst lernte nach Besuch der Volksschule den Beruf des Sattlers. Mit 18 trat er dem Verband der Sattler und verwandter Berufsgenossen bei, der maßgeblichen Gewerkschaft in dem Bereich. Die Unterdrückungsmechanismen des Kaiserreichs bekam er da sogleich zu spüren. Er wurde 1898 mit drei Tagen Haft wegen der Verbreitung verbotener Flugblätter bestraft. Zwei Jahre später verschlug es ihn nach Berlin, wo er 1905 der SPD beitrat.

Der Erste Weltkrieg war ein für ihn einschneidendes Erlebnis, das er von Anfang bis Ende als Soldat mitmachte. Als er nach dem Krieg zurückkam, erwartete ihn ein anderes Land. Der Sozialdemokrat Philipp Scheidemann hatte am 9.11. die Republik ausgerufen: „Das alte Morsche [Kaiserreich] ist zusammengebrochen… Die Hohenzollern haben abgedankt! Es lebe die deutsche Republik!“ Diese Revolution bedeutet für Adolf Döhnert neue Möglichkeiten. 1921 wurde er in die Bezirksverordnetenversammlung des Prenzlauer Bergs gewählt. Vier Jahre später wurde er in den Vorstand des Prenzlauer Bergs gewählt, den um 1929 dann selbst anführte. Beruflich stieg er vom Sattler zum städtischen Angestellten auf: 1926 wurde er in die Abteilung Erwerbslosenfürsorge eingestellt, zwei Jahre später wechselte er zum Arbeitsamt Berlin-Nordwest. In dieser Zeit wohnte er in der Carmen-Sylva-Str. 54, ab 1932 führt in das Berliner Adressbuch in der Zelterstraße 27. Mit der Machtüberlassung an die Nationalsozialisten wurde er wie viele andere Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten aus dem Staatsdienst entlassen.

Politisch stieg Adolf Döhnert ebenfalls auf, bevor der Nationalsozialismus auch hier seine Karriere abrupt beendete. Mit der Wahl vom 19.11.1929 wurde er Mitglied der Stadtverordnetenversammlung, dem Parlament der Reichshauptstadt. Bei der vorgezogenen Neuwahl vom 12.03.1933 wurde er trotz der massiven Behinderung durch die Nazis erneut in das Stadtparlament gewählt. Die SPD erreichte mit 22% nicht mehr ihr Ergebnis von 1929 (28,4 Prozent) und lag hinter der NSDAP, die 38,2 Prozent durch einen von Brutalität und Einschüchterung bestimmten Wahlkampf erreichte - und damit weit unter ihren eigenen Erwartungen bliebt. Aber die Unterdrückung der Gegner hatte sich dennoch ausgezahlt. Bei der letzten wirklich freien Wahl in Berlin 1929 hatte es nur zu 5,8% für die Nazis gereicht.

Was durch Wahlen, so unfrei sie am Ende auch waren, nicht erreicht werden konnten, musste dann mit der „Verordnung zur Sicherheit der Staatsführung“ vom 7. Juli 1933 durchgesetzt werden. Der euphemistische Titel konnte nicht verdecken, dass diese Verordnung ein weiterer Baustein bei der Errichtung der Diktatur war. Der zweite Paragraph dieser Verordnung erkannte die demokratisch gewonnen Mandate der - inzwischen verbotenen - SPD in der kommunalen Selbstverwaltung ab:

„§ 2 Die Zuteilung von Sitzen auf Wahlvorschläge der Sozialdemokratischen Partei für die gemeindlichen Selbstverwaltungskörper (Kreistage, … Stadtverordnetenversammlungen, …) in Preußen auf Grund des Ergebnisses der Wahl vom 12. März 1933… ist unwirksam.“

Damit verlor auch Adolf Döhlert seinen Sitz. Nur wenige Tage später, am 23.6.1933, wurde er verhaftet und in das Gefängnis Spandau, später das KZ Brandenburg verschleppt. Dort kam er erst im November 1933 wieder frei. Im Fokus der Gestapo blieb er aber danach weiterhin. Auf seinen Arbeitsstätten und im Wohnbezirk überwachten sie den ehemaligen Mandatsträger und wurde öfters zu Verhören vorgeladen. Er gehörte keiner festen Widerstandsgruppe an, leistete aber durch Geldsammlungen Hilfe für die Familien von verschleppten Genossen und half bei der Verbreitung illegaler Schriften. Nach dem Attentat auf Hitler am 20. Juni 1944 war es für die Nazis wieder Zeit, die „üblichen Verdächtigen“ zu verhaften. Adolf Döhlert war darunter. Im August 1944 wurde er im Rahmen der Aktion Gewitter festgenommen und in das KZ Sachsenhausen verschleppt, zusammen mit seinem Stadtverordnetenkollegen Max Kreuziger.

Nach der Befreiung kehrte er in seine alte Wirkungsstätte im Arbeitsamt zurück und wurde zu dessen Leiter. Er ist am 22.2.1952 verstorben.