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SPD-Abteilung 12 | Helmholtzplatz

Otto Brass

1875-1950, Pappelallee 15

Otto Brass wurde am 21.Dezember 1875 in Wermelskirchen geboren. Nach der Volksschule begann er 1889 eine Lehre als Feilenhauer. Der Gewerkschaft dieses Berufszweigs trat er 1893 bei, zwei Jahre später der SPD. Er übte verschiedene Funktionen in beiden Vereinen aus, unter anderem war er Vorsitzender des Bergischen Feilenhauer-Verbandes, Vorsitzender der Krankenkasse der Feilenhauer, Vorstand der allgemeinen Ortskrankenkasse Remscheid, Mitglied der SPD-Bezirksleitung, Vorstandsmitglied der Konsum-Genossenschaft Einigkeit, Geschäftsführer der Verlags-Genossenschaft „Bergische Volksstimme“.

Die Spaltung der SPD im Krieg führte ihn zu den Kriegsgegnern. Er gehörte zu den 25 Erstunterzeichnern des Aufrufs "Das Gebot der Stunde", in dem ein Ende der Bewilligung der Kriegskredite durch die SPD gefordert wurde. Auslöser waren die wilden Annexionsfantasien der Eliten des Kaiserreichs. Wörtlich heißt es: "Nachdem die Eroberungspläne vor aller Welt offenkundig sind, hat die Sozialdemokratie die volle Freiheit, ihren gegensätzlichen Standpunkt in nachdrücklichster Weise geltend zu machen, und die gegebene Situation macht aus der Freiheit eine Pflicht.".  In der Folge wurde er verhaftet und erhielt Redeverbot bis Ende des Krieges. Bei der Abspaltung der USPD von der Mehrheits-Sozialdemokratie 1917 war er eines der Gründungsmitglieder der Unabhängigen. Am 9. November 1919 war er in Berlin, als die Revolution die Hauptstadt des Kaiserreichs erreichte und wurde für die USPD in den Arbeiterrat gewählt. Dem Kongress der Arbeiter- und Soldatenräte vom 16. Bis 22.12.1919 gehörte er als Präsidiumsmitglied an. Er wurde 1919 in die Nationalversammlung als Mitglied der USPD-Fraktion gewählt.

Als die USPD sich spaltete und ein Teil zur SPD zurückkehrte, folgte er dem anderen Teil in die KPD. Er wurde 1920 in den Reichstag gewählt, dem er bis Mai 1924 als Vertreter des Wahlkreises 25 (Düsseldorf-Ost) angehörte. In diese Zeit fällt auch ein Aufenthalt in der Sowjetunion.

Aus der KPD wurde er 1921 ausgeschlossen, nachdem er angewidert durch interne Arbeitskämpfe seine Funktionen niedergelegt hatte. Ein Jahr darauf wurde er wieder Mitglied der SPD. Politisch trat er aber nicht mehr hervor. Er gründete 1920 den Zentralvertrieb zeitgeschichtlicher Bücher G.m.b.H. Berlin und konzentrierte sich auf sein Geschäft. Ein Jahr später übernahm er die Firma Laub’sche Verlagsbuchhandlung GmbH. Berlin. Im Sortiment befanden sich „volkswirtschaftliche, schöngeistige und sozialistische“ Titel.

Mit der Machtübernahme wurde ihm diese wirtschaftliche Existenz genommen. Die SA und Gestapo besetzten und plünderten beide Firmen, sein Vermögen wurde beschlagnahmt und er in die Untergrundarbeit getrieben.
In das berüchtigte Columbia-Haus wurde er Ende August und im November für zwei bzw. vier Tage verschleppt. Dennoch schloss er sich mit Hermann Brill zusammen und gründete 1934 die Widerstandsgruppe Deutsche Volksfront und verfasste mit ihm zusammen ein „Zehn-Punkte-Programm“ für diese Gruppierung. Mitglieder waren vor allem frühere USPD-Mitglieder.

Über sozialistische Exilkreise kam die Verbindung zwischen der 10-Punkte-Gruppe und „Neu Beginnen“ zustande. Weniger erfahren in der konspirativen Arbeit konnte die Gestapo die Gruppe um Brill und Brass 1938 hochnehmen. In der Folge wurde auch Fritz Erler von „Neu Beginnen“ verhaftet.

 Am 21. September 1938 erfolgte die Verhaftung. Vor dem Volksgerichtshof wurde er wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu 12 Jahren Zuchthaus verurteilt. Nach sieben Jahren wurde er im Zuchthaus Brandenburg 1945 von der sowjetischen Armee befreit.

Nach dem Krieg setzte er sich für die Vereinigung zur SED ein und wurde im FDGB trotz hohen Alters und Magenleiden durch die Haftzeit aktiv. Aus dieser Zeit (1949) stammt aus seiner Akte die Bitte um eine Sonderzuweisung von 12.000 gr. Weißbrot aufgrund seiner aktiven politischen Haltung und Vergangenheit als Opfer des Faschismus. Otto Brass verstarb am 13. November 1950 in Masserberg.