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SPD-Abteilung 12 | Helmholtzplatz

Hans Beldner

1912- 1946, Lychener Str.

Hans Beldner wurde am 17.4.1912 im Prenzlauer Berg geboren und zwar in der Lychenerstraße, in der er noch zu Kriegsbeginn wohnte. Bis zum 17. Lebensjahr besuchte er das Gymnasium, was ihn deutlich von der Mehrzahl seiner Nachbarn unterschied, für die nach der Volksschule Schluss war. Er erlernte den Beruf des Bilanzbuchhalters, der Arbeiterbewegung schloss er sich durch seine Mitgliedschaft und Übernahme von Funktionen im Zentralverband der Angestellten an. Ursprünglich waren die Angestelltenvertretungen mehr Standesvertretungen und mit Mitgliedschaft der Arbeitgeber wandelten sich diese während des Ersten Weltkrieges zu Gewerkschaften um. Der Grund war ein schlichter materieller: mit angespannter wirtschaftlicher Lage verloren die Angestellten ihren „Privat-Beamten“-Status und mussten sich direkt für ihre Interessen einsetzen.

Er gehörte 1931 zu einem der Mitbegründer der Sozialistischen Arbeiterpartei (SAP), der auch Willy Brandt angehörte. Die SAP bestand größtenteils aus Mitgliedern der linken SPD zusammen, die sich für eine Einheitsfront von SPD, KPD, Gewerkschaften und anderen Massenorganisationen der Arbeiterbewegung gegen den Faschismus einsetzten. Diese kam nicht zustande aufgrund der antidemokratischen Haltung der KPD. Zeitweise hatte sie 30.000 Mitglieder, Wahlerfolgte blieben der Partei aber in der kurzen Zeit ihrer Existenz vor der Diktatur verwehrt. Sie war jedoch besonders für die konspirative Arbeit geeignet. Selbst die Gestapo zeigte sich beeindruckt. Im Abschlussbericht ihrer Untersuchung hieß es: „Die SAP, eine Absplitterung der radikalsten Elemente der SPD, hat sich im Februar des Jahres 1933 zwecks besserer illegaler Arbeitsmöglichkeiten selbst aufgelöst und sofort begonnen, den Aufbau illegaler Basis neu zu organisieren. Durch diesen Schachzug ist es der SAP gelungen, noch andere, ihr bis dahin fernstehende radikale Elemente zu sich heranzuziehen und ungestört ihre regierungsfeindliche Tätigkeit weitgehendst auszubauen.“

Gesprengt wurde die SAP durch die zufällige Festnahme eines Kuriers durch die Gestapo in Dresden. Von diesem ausgehend und monatelanger Spitzelarbeit konnte die Gestapo das geheime Netz der SAP weitgehend aufdecken. In einem Massenprozess 1934 wurde Hans Beldner als Angeklagter Nummer Zwei zu 2,5 Jahren Haft verurteilt. Wörtlich heißt es in der Anklageschrift:

2. Hans Beldner, 17.4.1912 Berlin Beldner nennt sich selber Reichsjugendtechniker und gibt zu, sich der Tragweite seiner hochverräterischen Handlungen voll und ganz bewußt gewesen zu sein. Er hat in der Hauptsache die Jugendbearbeitung des SJV (Reichsjugendleitung) unter sich gehabt. Im Wesentlichen erstreckt sich sein Arbeitsgebiet auf die technische und organisatorische Seite, d. h. er war für die Abwicklung des Kurierdienstes etc. sowie alle organisatorischen Fragen verantwortlich.

Er heiratete nach seiner Freilassung seine Frau, die Schwester des SAJ-Vorsitzenden Erich Schmidt. Mit 30 Jahren wurde Hans Beldner zur Wehrmacht eingezogen und als politisch Vorbestrafter in der Strafkompanie Heuberg eingesetzt. In Afrika geriet er 1943 in afrikanische Gefangenschaft. Seine Frau wurde am 23. November 1943 ausgebombt und mit ihrer 3 ½ jährigen Tochter evakuiert. Nach der Rückkehr stellte sie den Antrag auf Opfer des Faschismus für ihren Mann, der sich noch in Kriegsgefangenschaft befand. Hans Beldner verstarb am 23.10.1946. Ob er sich zu diesem Zeitpunkt noch in Kriegsgefangenschaft befand, bereits wieder in Berlin bei seiner Frau war oder die Umstände seines Todes sind uns nicht bekannt.