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SPD-Abteilung 12 | Helmholtzplatz

Hermann Meier

1881-1952, Ahlbecker Str. 16

Hermann Meier wurde am 10.7.1881 in Vorsee (Kreis Ueckermunde in Pommern) geboren. Von 1895 bis 1898 lernte er das Formerhandwerk (man formte Gussformen aus Metall für die Serienproduktion) und zog 1899 nach Berlin. Bis 1915 arbeitete er in diesem Beruf, wurde dann zur Front einge-zogen und kehrte 1917 als Kriegsversehrter zurück. Er wurde umgeschult und arbeitete bis 1930 in den Deutschen Industriewerken als Kaufmänni-scher Angestellter. Mit nicht einmal 50 Jahren wurde er aufgrund seines Kriegsleidens pensioniert und zu einem Vollinvaliden erklärt.

Er war wie seine beiden Kinder in der SPD, außerdem Mitglied in der Gewerkschaft des Deutschen Metallarbeiter-Verbandes. Er beteiligte sich nach 1933 an der illegalen Weiterführung der Sozialdemokratischen Partei. Etwa seit August 1933 bis zu seiner Verhaftung im Mai 1935 hat er regelmäßig illegale Schriften wie „Der Rote Stoßtrupp“, die Sozialistische Aktion, und Der Neue Vorwärts empfangen und an andere Genossen weitergegeben. Sein Kontaktmann in der Widerstandsgruppe um Rüdiger/Löffler war Hans Rackow, der bei der Verteilung von illegalen Zeitungen beobachtet wurde und so kam die Gestapo auf das Haus in der Ahlbecker Str. 16. Herman Meier wurde daraufhin am 17.5.1935 aus seiner Wohnung heraus verhaftet und kam ins Konzentrationslager Columbiahaus.

Er und Hans Rackow wurde im KZ Columbiadamm gefoltert. Letzterer musste Namen preisgeben, an wen er im Haus die Zeitungen weitergege-ben hat und gab Meier als Kontakt an. Im Verlauf des Verfahrens zog er seine Aussage gegen Hermann Meier insofern zurück, dass er angab, die Zeitungen nur durch einen Briefkastenschlitz geworfen zu haben. Meier selbst erklärte gegenüber der Gestapo, dass er die Zeitungen nicht weitergegeben, sondern immer vernichtet habe.

Im November 1935 wurde Hermann Meier er zur Untersuchungshaft nach Moabit verlegt. Im Verfahren vor dem Kammergericht wurde er 1936 vom Hochverrat mangels Beweisen freigesprochen, die Staatsanwaltschaft hatte 3 Jahre beantragt. Die Gestapo wartete jedoch bereits außerhalb des Ge-richtssaals auf ihn und verschleppte ihn erneut in das KZ am Columbi-adamm. Im Antrag auf Anerkennung als Opfer des Faschismus schildert er kurz, was ihm dort widerfahren ist: „ich [wurde] meiner Verstocktheit wegen bis Ende 1936 festgehalten... Sie werden ja wissen, was im Columbia ge-trieben wurde. Die SS hat mich zum Krüppel geschlagen, mein rechter Arm ist vollständig kaputt und meine Zähne haben sie mir eingeschlagen.“

Der Sozialdemokrat Walter Löffler bescheinigte ihm auch nach seiner Haftzeit, dass er seiner Gesinnung treu geblieben ist. Die Anerkennung als Opfer des Faschismus ließ nach dem Krieg aber auf sich warten. In einer Eingabe zu seinem Antrag 1946 schrieb er: „Nun bekomme ich den Bescheid, dass ich abgelehnt wurde. Das hat schon das Fräulein in der Schönhauser Allee 103 gesagt, als ich meinen Antrag stellte und zwar als Sie hörte, ich hätte für die S.P.D. gearbeitet. Gleich darauf kam ein K.P.D.- Genosse wel-cher sehr freundlich empfangen wurde und außerdem wurde ihm gleich sein Fragebogen ausgefüllt. ...Diese zweierlei Behandlung hat mir sehr zu denken gegeben und hat mich mächtig gewundert.“

Hermann Meier arbeitete die letzten Jahre als Pförtner, bevor er endgültig in Rente ging. Er verstarb am 15.4.1952. Seine Rente als Verfolgter des Nationalsozialismus ging auf seine Ehefrau über, die „während dieser Zeit … treu zu ihm gehalten hat“. Sie folgte ihm am 7.6.1954 nach.